Inspiration
Was machen eigentlich Tierrechtsaktivist:innen – und wie wird man aktiv? In den Aktivismus führt nicht nur ein Weg, sondern viele. Und es gibt auch unzählige Arten, wie man sich einsetzen kann. Zur Inspiration erzählen hier einige Menschen und Aktivist:innen, wie sie angefangen haben und was sie für Tiere tun.

Mein Aktivismus ist meist eher sanft und subtil – ich nenne es «Passivismus». Statt mit grossen Aktionen zu konfrontieren, bringe ich zum Beispiel vegane Brownies oder Schokolade ins Büro. So zeige ich, dass Veganismus normal und angenehm sein kann und breche damit Barrieren. Auch wenn ich nicht die radikalsten Schritte gehe, bin ich zuversichtlich, dass ich bei anderen kleine Denkanstösse gebe, die sie offen für das Thema machen. Jeder Beitrag zählt – und man muss nicht perfekt sein, um einen Unterschied zu machen. Finde deinen eigenen Weg, der zu deinem Energielevel passt, und sei stolz auf das, was du tust.

Mit 19 wurde ich während eines Auslandsaufenthalts vegan. In den Aktivismus zog es mich aber erst sechs Jahre später. Davor wusste ich gar nicht, dass es die Tierrechtsbewegung gibt. Ich verteilte Flyer, sammelte Unterschriften und half bei veganen Standaktionen mit. Danach hatte ich die Gelegenheit, mit Gleichgesinnten Animal Rights Switzerland zu gründen. Nun bin ich beruflich für Tiere aktiv, führe Kampagnen, organisiere Events und denke politisch mit.

Tiere liegen mir sehr am Herzen, aber neben meinem Vollzeit-Job und anderen Verpflichtungen liegt regelmässiger Aktivismus für mich wenig drin. Ich setze mich aber z.B. bei meinem Arbeitgeber für vegane Optionen ein, lade Bekannte zum veganen Znacht ein und leite ihnen die Rezepte weiter, oder bringe Essen für alle bei Vereinstreffen mit. Daneben spende ich immer wieder an Tierrechtsorganisationen und Lebenshöfe.

Mein Weg in den Aktivismus begann in den späten 70er-Jahren, als ich mich für den Umweltschutz und die Anti-Atomkraft-Bewegung engagierte. Wissen über Pflanzen und Tiere hat mich damals schon fasziniert. Der Schritt zum Tierrechtsaktivismus kam später. 2019 habe ich mit meiner Frau angefangen, mich intensiver zu engagieren – heute bin ich alle zwei Wochen bei Aktionen wie der Line of Silence oder einer Huntwatch dabei. Dafür reise ich auch mal von Basel nach Zürich oder Bern. Besonders wichtig ist mir dabei der persönliche Kontakt mit Menschen. Gespräche sind für mich fast die wertvollste Form von Aktivismus. Ich spreche mit meinem Umfeld, etwa auch mit meinen Enkelkindern, über Themen, die mir wichtig sind. Oder ich schreibe E-Mails an Menschen, die etwas bewirken können.

In meinem Umfeld war die Auseinandersetzung mit aktuellen Problemen und deren Lösungen omnipräsent. Mir war klar: Wer das Glück hat, etwas verändern zu können, sollte diese Chance nutzen. Als Teenie war ich aktivistisch engagiert, besonders für Menschenrechte. Als ich meine Leidenschaft für Tierethik entdeckte, ist mir aufgefallen, dass viele Menschen sich für andere einsetzen, aber Tiere oft übersehen. Also organisierte ich Events, kochte, flyerte, engagierte mich bei Plant-Based Universities und hatte das Glück, bei Animal Rights Switzerland ein Praktikum zu machen. Mein nächstes Projekt ist es, auf Reisen zu gehen und mir ein Bild der Tierrechtsbewegung in Europa zu machen.

Vor 6 Jahren entdeckte ich meine berufliche Leidenschaft für digitale Produktentwicklung, doch es fehlte mir an einem tieferen Sinn. Als ich begann, mich ehrenamtlich für den Tierschutz einzusetzen, wurde mir schnell bewusst, dass ich meine berufliche Erfahrung gezielt nutzen kann, um Vereine zu unterstützen und weiterzubringen. Diese Freiwilligentätigkeit öffnete mir später die Türen zu meinem Traumjob: digitale Produkte für einen guten Zweck zu entwickeln. Für mich sind bis heute ein sinnstiftender Job und regelmässige Freiwilligenengagements für Tiere die perfekte Kombination.

Als ich im Februar 2014 an einer Doku-Vorstellung über die Fleischindustrie teilgenommen habe, ist mir klar geworden, dass ich keine Tiere mehr essen möchte. Es ist möglich, mich vegan zu ernähren, nachhaltiger zu leben und dabei unsere Tiere nicht als «Nutztiere» einzusetzen. In meinem Umfeld vertrete ich meinen Standpunkt und meine Überzeugung über Veganismus bei jeder möglichen Gelegenheit. Zwar gab es auch Hürden und die ein oder andere negative Bemerkung, aber ich bleibe standhaft und bin zuversichtlich, dass viele Neuankömmlinge auch diesen Weg gegen Tierleiden wählen werden.

Im Philosophiestudium kam ich durch Texte über Tierrechte zum ersten Mal mit dem Thema in Berührung. Die Ideen fand ich enorm spannend, doch lange Zeit habe ich mich nicht persönlich für Tiere engagiert. Das änderte sich dann in einem Seminar über Tierethik, wo ich auf Gleichgesinnte traf, die gerade ein Treffen eines Tierrechtsvereins organisierten. Ich beschloss, einfach mal vorbeizuschauen. Dort habe ich meine Leidenschaft dafür entdeckt, mich innerhalb einer Gruppe für Tiere einzusetzen. Seitdem habe ich selbst Workshops und andere Events organisiert, an Kampagnen mitgearbeitet und Gruppen aufgebaut. Rückblickend bin ich wirklich froh, dass ich damals den Schritt gewagt habe, persönlich zu einem Aktivismus-Treffen zu gehen.

Nachdem ich merkte, dass es für mich nicht reicht, nur vegan zu leben, begann ich, mein Wissen und mein Mitgefühl für Tiere zu nutzen, um andere zu ermutigen, ihren Konsum tierischer Produkte zu überdenken. Seit einigen Jahren engagiere ich mich bei Animal Rights Switzerland, nehme an Flyeraktionen und Unterschriftensammlungen teil und bin in der Arbeitsgruppe für Recherchen aktiv. Auch wenn es oft herausfordernd ist, mit andersdenkenden Menschen zu sprechen, bleibe ich sachlich und versuche, zum Nachdenken anzuregen. Unsere Bewegung braucht jede Person – trau dich, für das einzutreten, was dir wichtig ist und lass dich nicht entmutigen!

Ich bin schon seit Anfang meiner Gymi-Zeit politisch interessiert und für progressive Werte aktiv. Im Februar 2023 wurde ich vegan und habe dann alle möglichen Formen von veganem Aktivismus ausprobieren wollen. So half ich beim Unterschriften-Sammeln für die Ernährungsinitiative, machte mein Sozialpraktikum auf einem Lebenshof und meldete mich bei der AG Tierrechte der Jungen Grünen an. Ich habe mich auch dazu entschieden, meine Maturaarbeit zum Thema Veganismus zu schreiben. Dazu betreibe ich mehr und mehr Outreach-Aktivismus für die Rechte der Tiere.

Vor etwa zwei Jahren entdeckte ich den Street Outreach bei Anonymous for Animal Rights Switzerland. Ich führe Gespräche mit Passanten, unterstützt durch Videos aus der Tierindustrie. Anfangs kam es mir sehr extrem vor, aber ich gewöhnte mich an die Auseinandersetzungen, lernte Grenzen zu ziehen und konnte mich Gleichgesinnten anschliessen. Ich lernte viel über zwischenmenschliche Kommunikation.
Viele Menschen wissen ehrlich nicht, welche Grausamkeiten in der Tierindustrie passieren. Durch Gespräche führe ich Menschen an das Thema heran und hinterfrage sie. Wenn ich das Gespräch mit dem Gefühl beende, das Gegenüber ist dankbar, realisiert seine Verantwortung und beginnt seine Handlungen ernsthaft zu hinterfragen, erfüllt mich das mit grosser Zufriedenheit.
Foto: Gaspare Orlando

Ich engagiere mich für eine bessere Welt, seit ich 17 bin. Damals vor allem gegen Atomkraft und in der Friedensbewegung. Der Tierschutz spielte in meiner Familie schon früh eine Rolle: Mein Vater entschied sich bewusst dagegen, den Familienhof zu übernehmen, weil er keine Tiere halten und töten wollte. Das hat mich natürlich geprägt. Nach meiner Pensionierung suchte ich nach einer sinnvollen Aufgabe und fand sie im Tierrechtsaktivismus. Der persönliche Kontakt mit Menschen war mir schon immer wichtig, heute macht es mir viel Freude, mit Menschen auf der Strasse über Tierrechte zu sprechen. Daneben bilde ich mich regelmässig weiter, besuche Vorträge, unterstütze politische Kampagnen und diskutiere mit meinem persönlichen Umfeld. Aktivismus ist für mich nicht nur Engagement, sondern auch eine Schule fürs Leben. Ich habe so viel gelernt – über andere, aber auch über mich selbst.

Auf dem Land aufgewachsen, haben es mir besonders Kühe von klein auf angetan. Anfang 2017 habe ich bei einer Flyeraktion von Animal Rights Switzerland zum ersten Mal Aktivismus-Luft geschnuppert. So bin ich mit dem Team in Kontakt gekommen und habe angefangen, im Hintergrund bei Aktionen und Events mitzuhelfen. Nach und nach habe ich weitere Aufgaben übernommen. Mein Engagement für Tiere war ein guter Ausgleich zu meinem Studium in Umweltnaturwissenschaften. Seit meinem Abschluss bin ich nun Teil der Geschäftsstelle von Animal Rights Switzerland.

In meiner Ausbildung zur Interactive Media Designerin habe ich gemerkt, dass Marketing und Kommunikation extrem starke Werkzeuge sind, um die Welt zu verändern. Weil mir Tiere schon immer wichtig waren, suchte ich nach Wegen, mich mit meinen Skills für sie stark zu machen. Bei Animal Rights Switzerland habe ich dann meinen Platz in der Bewegung gefunden. Ich denke, dass ich dann am meisten bewirke, wenn ich am Laptop sitze und Websites, Instagram-Posts und Erklärvideos gestalte.